Neuzugang auf der neonatologischen Intensivstation: Säuglings-Reanimationspuppe C.H.A.R.L.I.E.
Hanau, 09. März 2023. Mit der lebensechten Puppe trainieren Ärzte, Pflegekräfte und Eltern die Reanimation von Früh- und Neugeborenen, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.
Etwa jedes zehnte Kind, das in Deutschland geboren wird, ist ein Frühchen und muss nach der Geburt in einer spezialisierten Klinik rund um die Uhr intensivmedizinisch betreut werden. Oft können die kleinen Patienten noch nicht selbstständig atmen, werden über eine Magensonde ernährt, weil sie noch nicht allein schlucken können und auch das Immunsystem ist noch nicht in der Lage, mit den Bakterien der Umwelt vollständig klarzukommen. Das alles zu managen, ist bei einer gesunden Entwicklung schon eine Herausforderung, aber was, wenn es plötzlich zu einem lebensbedrohlichen Notfall wie einem Herzstillstand, Atemaussetzern oder anderen Krankheitsanzeichen kommt? Dann muss es schnell gehen und bei den behandelnden Ärzten und Pflegekräften muss jeder Handgriff sitzen. Um sich auf genau solche Situationen noch besser vorzubereiten, hat das Team der neonatologischen Intensivstation K26 am Klinikum Hanau mit der Unterstützung des Fördervereins Sterntaler Hanau e.V. jetzt die Säuglings-Reanimationspuppe C.H.A.R.L.I.E. angeschafft. Mit dem kleinen Simulator können Ärzte und Pflegekräfte, aber auch die Eltern der kleinen Patienten auf Station, regelmäßig trainieren, wie sie bei einer Wiederbelegung eines Säuglings vorgehen müssen. „Wie so oft gilt auch hier ‚Übung macht den Meister‘. Will heißen, je öfter wir solche Extremsituationen miteinander trainieren und durchgehen, desto gefestigter wird unsere Routine und unsere Abläufe, die uns dann im Ernstfall sicher handeln lassen“, erklärt Dr. med. Bernhard Bungert, Sektionsleiter der Neonatologie am Eltern-Kind-Zentrum.
Aber nicht nur die Wiederbelebung von Säuglingen kann mit C.H.A.R.L.I.E. trainiert werden, das Team der Frühchenstation schult damit auch die Versorgung von speziellen neonatologischen Krankheitsbildern oder von Komplikationen nach der Geburt. Schließlich kann man einen Säugling nicht einfach genauso intubieren, wie beispielsweise einen erwachsenen Menschen. Aber auch das Legen einer Magensonde, von Blasenkathetern oder intraossären Nadeln, die in die Knochenmarkshöhle eingeführt werden, kann mit der Puppe trainiert werden. Gekostet hat die Anschaffung des Simulators knapp 2.800 Euro, finanziert wurde sie vollständig aus den Spenden des Fördervereins Sterntaler e.V., der seit über 25 Jahren die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum unterstützt. „Die Puppe ist jeden Cent wert. Mediziner, Pflegekräfte und Eltern können mit ihr professionell und unter realen Bedingungen trainieren und machen so die Versorgung der kleinen Patienten noch sicherer. Wir freuen uns, dass wir als Sterntaler hier unseren Teil dazu beitragen können“, sagt Christina Sünder-Kühn, zweite Vorsitzende des Fördervereins und Neonatalbegleiterin auf der Frühchen-Intensivstation am Klinikum.
Bis zu zehn Prozent aller Neugeborenen kommen in Deutschland vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt. Ein erheblicher Anteil dieser Frühgeborenen erblickt das Licht der Welt deutlich vor der 30. Schwangerschaftswoche und wiegt dabei weniger als 1.000 Gramm. Um die Versorgung von extrem Frühgeborenen, also Kindern, die ab der 24. SSW oder mit einem Gewicht um 500 Gramm zur Welt kommen, sicherzustellen, gibt es strenge Qualitätsvorgaben zur ärztlichen Präsenz und Qualifikation, der pflegerischen Versorgung, der Geräteausstattung und zahlreichen weiteren Strukturmerkmalen, die das Eltern-Kind-Zentrum am Klinikum Hanau erfüllt. Damit ist es das einzige zertifizierte Versorgungszentrum für Früh- und Neugeborene der höchsten deutschen Versorgungsstufe (Perinatalzentrum Level 1) im Main-Kinzig-Kreis. Das Zentrum setzt sich aus den Experten der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zusammen und umfasst alle Bereiche der medizinischen Versorgung: Von der Geburtsplanung, über die gemeinsame Betreuung von Risikoschwangerschaften und -geburten, die Betreuung von gesunden Neugeborenen auf der Eltern-Kind-Station oder kranken Neu- und Frühgeborenen auf der Frühchen-Intensivstation, die psychosoziale Akutbetreuung bis zur Entlassungsplanung.