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Mit Diamantkrone gegen verkalkte Gefäße: Orbitale Atherektomie erweitert Behandlungsmöglichkeiten bei der Schaufensterkrankheit und dem diabetischen Fuß

Der Sektionsleiter der interventionellen Radiologie, Nael Abusalim und der Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Prof. Dr. med. Christopher Bangard, haben zusammen mit ihrem Team am Klinikum Hanau ein neues minimalinvasives Verfahren zur Behandlung von verkalkten Beingefäßen etabliert.

Hanau, 17. Oktober 2024. Neues minimalinvasives Verfahren am Klinikum Hanau trägt ausgeprägte Verkalkungen in den Beingefäßen effektiv ab und lässt das Blut wieder fließen

Die Oberschenkelarterie versorgt das gesamte Bein mit Blut. Wenn es hier nicht mehr richtig fließen kann und umliegendes Gewebe und Muskeln nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, weil die Arterie beispielsweise durch Kalkablagerungen verengt oder versteift ist, leiden Betroffene häufig unter der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), besser bekannt als Schaufensterkrankheit. Diesen einschlägigen Namen hat die Erkrankung wegen ihrer Symptomatik erhalten: Betroffene verhalten sich oft wie Passanten bei einem Schaufensterbummel. Aufgrund der starken Schmerzen beim Gehen oder Treppensteigen können Sie nur kurze Strecken laufen und müssen dann stehen bleiben und sich kurz ausruhen. Sobald der Schmerz nachlässt, können sie wieder ein Stück weiterlaufen. 

Die Kombination aus Nervenschäden und Gefäßverkalkungen führt bei Patienten mit Diabetes oft zu weniger Schmerzempfinden für Verletzungen und nicht heilenden Wunden an den Füßen – der sogenannte „Diabetische Fuß“.  Mit der orbitalen Atherektomie hat das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum Hanau unter der Leitung von Prof. Dr. med. Christopher Bangard nun für Betroffene zusätzlich zur schon lange eingesetzten Rotationsatherektomie ein zweites, neuartiges, minimalinvasives Verfahren etabliert. Dabei ist eine Diamantkrone exzentrisch auf einem dünnen Draht befestigt, der durch einen von außen angetriebenen Motor rotiert wird. So wird der Kalk, der die Gefäße verengt oder gar verschließt, in winzigen Stücken abgetragen, die sogar kleiner sind als rote Blutkörperchen. Dreht sich der Draht schneller, kann mehr Kalk abgetragen und der Durchmesser für den Blutdurchfluss im Gefäß weiter vergrößert werden. Gleichzeitig wird die Kalkschale aufgebrochen und kann anschließend mit wenig Druck durch einen Ballon geweitet werden. „Unsere bisherigen Erfahrungen begeistern uns“, erklärt Nael Abusalim, Sektionsleiter der interventionellen Radiologie. „In Amerika wird das Verfahren schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Wir sind jetzt das erste Krankenhaus in Hessen, das für den Einsatz zertifiziert wurde, gemeinsam mit unseren kardiologischen Kollegen hier im Klinikum“, berichtet er stolz. Dass das Team der Radiologie bei interventionellen Verfahren viel Erfahrung mitbringt, zeigt die höchste deutsche (DeGIR) und europäische Zertifizierung (EBIR) für interventionelle Radiologie, die Abusalim, Bangard und der leitende Oberarzt Felix Budny schon seit Jahren führen.  

In Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen Menschen unter einer Durchblutungsstörung der Beine, Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen. Das Risiko, an pAVK zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, aber auch Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und Diabetes steigern die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine solche Durchblutungsstörung zu entwickeln. Gerade für Patienten mit besonders ausgeprägten Verkalkungen bzw. Verschlüssen ist das neue Verfahren besonders sinnvoll. Nicht selten kann ihnen damit ein chirurgischer Eingriff erspart werden. Die Entscheidung, für wen welche Behandlung am besten geeignet ist, wird täglich in einer interdisziplinären Beratung mit Gefäßchirurgen und Angiologen festgelegt und dann auch nochmal gemeinsam mit jedem Patienten individuell besprochen, bevor die Mediziner mit der Therapie beginnen. „Wir führen die Behandlung dann in örtlicher Betäubung durch und können die Patienten in der Regel nach kurzer Zeit wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Gerade für ältere Patienten ist das ein großer Vorteil, weil sie keinen langen Regenerationsprozess, wie beispielsweise nach einer OP haben, sondern gleich wieder mit beiden Beinen im Leben stehen“, sagt Chefarzt Bangard. 

Das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie leistet in den meisten Fällen einen zentralen Bestandteil der Diagnose und Behandlung von Patienten aus nahezu allen Fachrichtungen des Klinikums. Mit modernster medizinischer Ausstattung, wie Computertomographen, Magnetresonanztomographen (3 T und 1,5 T), Angiographie oder klassischen Röntgen-Geräten kann das Team verbildlichen, woran ein Patient im Inneren leidet und dann in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den anderen medizinischen Disziplinen festlegen, welche Therapie für jeden einzelnen Patienten die Beste ist. Das Klinikum Hanau ist außerdem das einzige zertifizierte DeGIR-Zentrum für interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie im Main-Kinzig-Kreis und Anlaufstelle für die Menschen aus einem Einzugsgebiet mit über 400.000 Einwohnern.