Digitaler Besuch bei den Kleinsten der Kleinen
Hanau, 11. Januar 2022. Neues Babywatch-System ermöglicht es Eltern von Frühchen, ihr Kind jederzeit auch von Zuhause aus über eine Webcam zu sehen.
Jedes zehnte Kind in Deutschland kommt zu früh zur Welt und muss dann erstmal – meist über mehrere Wochen – im Krankenhaus intensiv betreut werden. Gerade für die frisch gebackenen Eltern ist das eine besondere Belastungsprobe: zwar können sie so viel Zeit wie sie möchten mit ihrem kleinen Neuankömmling verbringen, ihn dann aber auf der Station lassen zu müssen, fällt jeden Tag aufs Neue schwer. Um es den Eltern ein bisschen zu erleichtern, hat das Team der neonatologischen Intensivstation K26 jetzt vier der sogenannten Babywatch-Systeme angeschafft. Dabei wird über dem Babybettchen eine Kamera angebracht, die Live-Bilder überträgt. Die Eltern können sich dann, wenn sie nicht im Klinikum sind, ganz einfach mit einem personalisierten Code über das Smartphone oder Tablet einloggen und ihr Kind direkt sehen. „Ich weiß zwar, dass meine Kleine hier auf der K26 in den besten Händen ist, aber dass ich jetzt zusätzlich noch das Babywatch-System nutzen kann, beruhigt mich schon ungemein“, sagt Frühchenmama Anna-Lena Keim. Ihre Tochter kam in der 24. Schwangerschaftswoche - also 15 Wochen zu früh - im Klinikum zur Welt, ein langer Aufenthalt auf der Frühchen-Intensivstation des Klinikums war im Anschluss leider unvermeidbar.
Mit dem neuen Angebot geht für das Team der Frühchen-Intensivstation ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. „Für die Eltern ist es wichtig zu wissen, dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, nach ihrem Kind zu schauen und seine Entwicklung ganz intensiv begleiten können. Aber auch Geschwisterkinder oder Großeltern, die die kleinsten Neuankömmlinge nicht direkt auf Station besuchen können, haben so die Möglichkeit, das neue Familienmitglied schon mal kennenzulernen und eine Bindung aufzubauen“, erklärt Dr. med. Bernhard Bungert, Sektionsleiter der Neonatologie am Klinikum Hanau. Die Aufzeichnung erfolgt immer nur im Ruhezustand des Kindes, wenn gerade Ärzte oder Pflegekräfte bei dem Kind sind, zum Beispiel für Untersuchungen oder die pflegerische Versorgung, ist die Kamera aus Datenschutzgründen aus. „Das ist für die Eltern dann aber kein Grund zur Sorge, sie sehen dann einfach einen Hinweis ‚leider keine virtuelle Besuchszeit‘. Wenn die Versorgung abgeschlossen ist, schalten wir die Kamera dann wieder an und die Eltern können ihr Kind wieder sehen“, erklärt Martina Wichels, pflegerische Bereichsleitung des Eltern-Kind Zentrums.
Das Team der Neonatologie im Klinikum stellt schon seit Jahren die entwicklungsfördernde, familienzentrierte Pflege in den Mittelpunkt seiner Arbeit. „Gerade Frühchen brauchen neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung vor allen Dingen die Nähe und Zuwendung ihrer Eltern für eine bestmögliche Entwicklung. Wir wollen den Familien dabei helfen, eine starke und sichere Bindung zueinander aufzubauen, auch wenn die Startbedingungen vielleicht nicht optimal sind“, sagt Christina Sünder-Kühn. Sie ist Neonatalbegleiterin, Eltern- und Stillberaterin auf der Frühchen-Intensivstation steht sie den Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Mit Babywatch können Eltern schneller lernen, die Signale ihres Kindes zu deuten und es hilft dabei, Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Familien, die die virtuelle Besuchsmöglichkeit nutzen, trauen sich oft schneller zu, mehr Aufgaben in der Versorgung und Pflege ihres Kindes zu übernehmen. Für Frühchen ist Muttermilch besonders wichtig, sie gilt als „weißes Gold“, weil sie besonders viele Nährstoffe enthält, die die Kleinen für ihre Entwicklung dringend benötigen. Auch hier kann Babywatch helfen: Die frisch gebackenen Mamas pumpen oft auch nachts zuhause Muttermilch ab, um sie dann mit in die Klinik zu bringen. Wenn sie dabei ihr Baby sehen können, fällt das Abpumpen den Müttern nicht nur leichter, sondern es wir auch mehr Milch gebildet. 10.000 Euro hat die Anschaffung der vier Kamerasysteme insgesamt gekostet, 5.300 Euro haben dabei die Stadtwerke Hanau über ihre Crowdfunding-Aktion „Herzenssache“ beigesteuert, den übrigen Betrag hat der Förderverein Sterntaler e.V. finanziert. Ziel des Teams der neonatologischen Intensivstation ist es, noch weitere Babywatch-Systeme anzuschaffen, dass in Zukunft noch mehr Familien davon profitieren können.