Vorreiter bei neuer Hebammenausbildung
Hanau, 14. Juli 2020. Hanauer Kliniken und Hochschule Fulda bieten schon in diesem Jahr Ausbildungsplätze für duales Studium der Hebammenkunde an
Das Klinikum Hanau, das St. Vinzenz- Krankenhaus Hanau, das Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim und die Hochschule Fulda bieten gemeinsam ab Oktober 2020 die Hebammenausbildung nach dem neuen Ausbildungskonzept an. Damit zählen die Partner zu den ersten in Deutschland, die das duale Studium als Regelform der künftigen Hebammenausbildung umsetzen.
Zehn Ausbildungsplätze stellt der Verbund der drei Kliniken zusammen zur Verfügung. In dieser Woche haben das Klinikum Hanau und die Hochschule einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. „Das Studium schafft eine tolle Verbindung zwischen Theorie und Praxis und gibt den Studierenden alles an die Hand, was sie später brauchen, um für eine individuelle Geburt in Sicherheit und Geborgenheit zu sorgen“, sagt Esther Klug, Leiterin des Pflege- und Stationsmanagements am Klinikum Hanau.
„Wir haben bei der Betreuung von Studierenden bereits gut zusammengearbeitet. Nicht nur gesunde Schwangere sind im Klinikum Hanau bestens aufgehoben. Als Perinatalzentrum Level I ist das Haus spezialisiert auf die Betreuung von Risikoschwangerschaften und die Versorgung von Frühgeborenen und Mehrlingen. Die Zusammenarbeit der drei Kliniken ermöglicht, dass alle Studierende auch zum Beispiel Risikoschwangere oder Wöchnerinnen mit wirklich kleinen Frühgeborenen in der Ausbildung erleben können und so breite Erfahrungen in der Geburtshilfe sammeln“, erläutert Prof. Dr. Beate Blättner, Studiengangsleitung für Hebammenkunde an der Hochschule Fulda, die besondere Bedeutung, die das Klinikum Hanau für den Studiengang hat. „In Kooperation sorgen die Kliniken gemeinsam dafür, dass hinreichend Hebammen für die Region ausgebildet werden.“ Hervorzuheben sei auch, dass der Verbund der drei Kliniken schon vor der Einführung des neuen Gesetzes den werdenden Hebammen freiwillig und ohne Erstattung durch den Krankenhausfond einen finanziellen Ausgleich für ihre Arbeitsleistungen bezahlt habe.
Das duale Studium sieht 2.200 Stunden praktische Ausbildung vor. Die Verantwortung dafür liegt bei den geburtshilflichen Kliniken. 2.400 Stunden sind für die theoretische und fachpraktische, wissenschaftliche Ausbildung vorgesehen. Hierfür wie für den Studiengang insgesamt trägt die Hochschule Fulda die Verantwortung.
„Für uns war die schnelle Umstellung im Interesse der Studierenden alternativlos. Das neue Konzept ermöglicht es, den Studierendenstatus zu haben und zugleich eine Ausbildungsvergütung für das gesamte Studium zu erhalten,“ unterstreicht Prof. Blättner. „In der Konzeption des Studienangebotes hat es uns sehr geholfen, dass wir bereits acht Jahre Erfahrungen mit einem Studienangebot für Hebammen vorweisen können und sowohl personell als auch im Zugang zur Literatur und den Möglichkeiten für die fachpraktische Ausbildung im Skills-Lab sehr gut aufgestellt sind. Dennoch sind wir dabei, uns noch weiterzuentwickeln, und das ist auch notwendig, um eine solide Ausbildung bieten zu können.“
Die Hochschule startet den dualen Studiengang Hebammenkunde im Oktober 2020 zunächst mit insgesamt 50 Ausbildungsplätzen. Für die praktische Ausbildung arbeitet sie derzeit mit acht Kliniken in ganz Hessen, aber auch mit drei Partnern in anderen Bundesländern zusammen. Die Kapazitäten sollen weiter ausgebaut werden.
Mit dem neuen Ausbildungskonzept erwerben Hebammen einen europaweit anerkannten Abschluss, der auch die Weiterqualifizierung über einen Master-Abschluss bis hin zur Promotion erlaubt. „Aber auch für die Versorgung schwangerer Frauen und junger Mütter hat es nur Vorteile, wenn Hebammen von Beginn an lernen, ihre Entscheidungen nach Abwägung von wissenschaftlichem Erkenntnisstand, ihrer klinischen Erfahrungen und den Bedürfnissen der Schwangeren zu treffen“, betont Prof. Blättner.