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Schlaganfall erkennen und behandeln: Dr. med. Sven Thonke gibt im Interview wertvolle Tipps zum Weltschlaganfall-Tag

Der Chefarzt der Klinik für Neurologie, Dr. med. Sven Thonke, (links) und der Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Prof. Dr. med. Christopher Bangard, bei der Besprechung einer Schlaganfall-Behandlung.

Hanau, 28. Oktober 2024Vom FAST-Test bis zur Thrombektomie: Warum schnelle Hilfe bei Schlaganfällen überlebenswichtig ist und welche modernen Therapien das Klinikum Hanau bietet

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Es ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für dauerhafte Behinderungen bei Erwachsenen. Schnelle und effektive Behandlung können entscheidend sein, um Leben zu retten und langfristige Schäden zu minimieren. „Das Klinikum Hanau ist für die Patientinnen und Patienten hervorragend aufgestellt“, lobt Dr. Maximilian Bieri, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikum Hanau.

Anlässlich des Weltschlaganfall-Tages am 29. Oktober spricht Dr. med. Sven Thonke, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Hanau, über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Schlaganfällen sowie über präventive Maßnahmen und die Bedeutung der Nachsorge innerhalb des Hanauer Modells „HANNS“ (Hanauer ambulante Nachsorge nach Schlaganfall).

Herr Dr. Thonke, können Sie uns erklären, was ein Schlaganfall ist und welche Ursachen dazu führen können?

Dr. med. Sven Thonke: Unter einem Schlaganfall versteht man eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns, die in den meisten Fällen durch eine akute Durchblutungsstörung („Hirninfarkt“) oder seltener durch eine Hirnblutung verursacht wird. Hierdurch kommt es zu plötzlichen neurologischen Ausfällen. Beim Hirninfarkt wird eine Hirnarterie durch ein Blutgerinnsel verschlossen, bei einer Hirnblutung hingegen platzt ein Hirngefäß. In beiden Fällen wird dann der Bereich des Gehirns, der normalerweise von dieser Arterie versorgt wird, nicht mehr ausreichend durchblutet und erhält nicht mehr genügend Sauerstoff. Eine besondere Form ist die Subarachnoidalblutung, bei der ein Hirnbasisaneurysma platzt und es zu einer Blutung im Zwischenraum von Gehirn und weicher Hirnhaut kommt.

Undwelche Symptome sollten bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall alarmieren und wie sollte man sich in einem solchen Fall verhalten?

Dr. med. Sven Thonke: Die Symptome eines Schlaganfalls hängen vom betroffenen Hirnareal ab. Ein Schlaganfall kann sich durch eine Halbseitenlähmung, eine plötzlich einsetzende halbseitige Gesichtslähmung, plötzliche Sensibilitätsstörungen, akute Sprachstörungen oder undeutliches Sprechen, akute Sehstörungen, plötzlichen Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen äußern. Sehr plötzlich einsetzende, vorher unbekannte heftige Kopfschmerzen müssen immer an eine lebensbedrohliche Subarachnoidalblutung denken lassen. Mit dem „FAST“-Test lassen sich die häufigsten Symptome schnell überprüfen: „F“ steht dabei für „face“, also das Gesicht, „A“ für „arms“, also die Arme, „S“ für „speech“, also die Sprache und „T“ für „time“, also Zeit. Hat der Betroffene hängende Mundwinkel, kann einen seiner beiden Arme nicht oben halten oder hat eine verwaschene Sprache, heißt es schnell handeln. Trifft nur eines der genannten Kennzeichen zu, besteht ein Verdacht auf einen Schlaganfall und es muss sofort der Rettungsdienst über die Notrufnummer 112 verständigt werden. Warten ist hier keine Option, da nur bei rasch einsetzender Therapie der Schlaganfall wirksam behandelt werden kann.

Welche besonderen Behandlungsmöglichkeiten bietet das Klinikum Hanau für Schlaganfallpatienten?

Dr. med. Sven Thonke: Am Klinikum Hanau verfügen wir über alle notwendigen Behandlungsmöglichkeiten zur wirksamen Therapie eines Schlaganfalls sowie über alle erforderlichen diagnostischen Verfahren wie Computertomografie (CT), Kernspintomografie (MRT) und Angiografie. Bei akuten Hirninfarkten können wir das verschlossene Gefäß medikamentös durch eine Lysetherapie behandeln, sofern die Patienten schnell genug in die Klinik kommen. Zudem bieten wir die Thrombektomie an, bei der das Blutgerinnsel in großen Hirnschlagadern mit einem Katheter mechanisch aus dem verschlossenen Hirngefäß entfernt wird. Unsere Schlaganfallpatienten werden auf einer speziellen Schlaganfall-Station oder „Stroke Unit“ behandelt, wo eine schnellstmögliche Ursachenabklärung, Überwachung und frühe rehabilitative Maßnahmen erfolgen.

Wie wichtig ist die Zeit nach einem Schlaganfall und wie schnell muss eine Behandlung beginnen, um langfristige Schäden zu minimieren?

Dr. med. Sven Thonke: Wenn Hirngewebe nicht mehr mit Sauerstoff oder Blut versorgt werden, sterben die Nervenzellen sehr schnell ab. Daher ist es entscheidend, dass Patienten bei Schlaganfallsymptomen ohne Zeitverzug mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht werden. Je früher die Behandlung beginnt, desto größer ist die Chance, die Hirnschädigung gering zu halten. Es ist wichtig, direkt die 112 zu rufen und nicht den Umweg über den Hausarzt zu nehmen.

Welche Fortschritte gibt es in der Schlaganfallbehandlung?

Dr. med. Sven Thonke: Durch immer bessere Diagnostik- und Therapiemethoden können wir zunehmend mehr Patienten wirksam behandeln. Neben der medikamentösen Lysetherapie ermöglichen uns differenzierte Mikrokatheter die Entfernung von Blutgerinnseln aus den Hirngefäßen. Das Klinikum Hanau ist eines von elf hessischen Thrombektomiezentren und die einzige zertifizierte überregionale Stroke Unit im Main-Kinzig-Kreis. 

Was kann jeder Einzelne tun, um das Risiko eines Schlaganfalls zu reduzieren, und welche Rolle spielt die Nachsorge im Genesungsprozess?

Dr. med. Sven Thonke: Das Schlaganfallrisiko kann durch die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Diabetes, Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Fettstoffwechselstörungen und hohem Alkoholkonsum deutlich gesenkt werden. Am Klinikum Hanau bieten wir mit „HANNS“ eine spezielle Nachsorge durch Schlaganfall-Lotsinnen an, die die Patienten ein Jahr nach dem Schlaganfall ambulant weiterbetreuen und insbesondere auf die Risikofaktoren achten. Eine effiziente Nachsorge kann das Risiko eines weiteren Schlaganfalls wirksam reduzieren.