Meilenstein: Am Klinikum Hanau wurde die 50.000. Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt
Ende April führte das Team des Herzkatheter-Labors der Medizinischen Klinik I – Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin unter Leitung von Privatdozent Dr. med. Christof Weinbrenner die 50.000. Herzkatheter-Untersuchung, seit Einführung der Methode in Hanau im Jahr 1988, durch.
Marie-Luise Voigtsberger aus Maintal spürte seit über einer Woche einen stechenden Schmerz in der Brust und hatte Atemprobleme, da die Beschwerden aber nur zeitweise auftraten, machte sie sich keine großen Sorgen. Als sie zu ihrem Hausarzt ging, konnte dieser mittels EKG auch keine Auffälligkeiten feststellen, nahm ihr aber zur Sicherheit Blut ab. Dann erhielt die 66-Jährige einen Anruf, mit dem sie nicht gerechnet hätte: Herzinfarkt. Sofort wurde sie mit einem Krankenwagen ins Klinikum Hanau gebracht, wo sie gründlich untersucht wurde. Dann stand fest, dass sie eine Kandidatin für einen Herzkatheter ist. Oberarzt Dr. med. Johannes Feuerbach und sein Team setzten ihr einen Stent, der über die Handgelenksarterie über einen Katheter eingeführt wird. Während des Eingriffs sind die Patienten bei vollem Bewusstsein, lediglich die Einstichstelle wird örtlich betäubt. „Ich habe mich während des gesamten Eingriffs gut aufgehoben gefühlt und Dr. Feuerbach hatte eine beruhigende Ausstrahlung“, berichtet Marie-Luise Voigtsberger, die bereits zwei Tage nach dem Eingriff wieder nach Hause durfte und keine Beschwerden verspürte.
Die Herzkatheter-Untersuchung ist ein schonender (minimal-invasiver) Eingriff zur Darstellung der Herzkranzgefäße (Koronarangiographie). Zu diesem Zweck wird ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) meistens über die Handgelenksarterie in das Herz oder die Öffnung der Herzkranzgefäße geschoben. Neben der Darstellung der Herzkranzgefäße können auch die linke Herzkammer und die Hauptschlagader (Aorta) durch Kontrastmittel sichtbar gemacht werden. „Herzkatheter-Untersuchungen kann man grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen“, erläutert PD Dr. med. Christof Weinbrenner. „Einmal dienen sie der reinen Diagnostik in anderen Fällen erfolgt schon während derselben Untersuchung eine Behandlung (Intervention): zum Beispiel die Aufdehnung eines verengten Gefäßes und/oder die Einpflanzung einer Gefäßstütze (Stent).“ Mit dem Stent können die behandelten Adern dauerhafter offengehalten werden, damit das Blut ungehindert fließen kann. Von den bislang 50.000 Herzkatheter-Untersuchungen am Klinikum Hanau entfallen insgesamt rund 20.000 auf solche Eingriffe. Aktuell sind fast die Hälfte aller Herzkatheter-Untersuchungen am Klinikum Hanau zugleich Interventionen, bei denen meist eine Gefäßstütze implantiert wird.
Für viele Patienten ist ein stationärer Aufenthalt bei einer Herzkatheter-Untersuchung mittlerweile nicht mehr notwendig. In der Regel werden diese am Tag zuvor ambulant untersucht, aufgeklärt und über den Ablauf informiert. Der Arzt bespricht dabei alle wichtigen Fragen mit ihnen. Am nächsten Tag kommen die Patienten zum Eingriff in die Klinik und können in der Regel am selben Tag wieder nach Hause. Wird während des Eingriffs ein Stent gesetzt, bleiben sie noch eine Nacht zur Beobachtung in der Klinik. Wenn Patienten mit Infarkt-Verdacht oder eingetretenem Herzinfarkt mit dem Notarztwagen zum Klinikum Hanau gebracht werden, werden schon während der Fahrt der Kardiologe und die Pflegekräfte des Herzkatheterlabors informiert. Dies funktioniert rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Der Weg dieser Patienten führt dann nicht über die Zentrale Notaufnahme, sondern direkt zum interventionellen Kardiologen und zum Herzkatheter-Platz. „Eine sehr schnell einsetzende Therapie ist bei Herzinfarkt-Patienten außerordentlich wichtig“, sagt Dr. Feuerbach, „damit der Schaden durch den Herzinfarkt begrenzt werden kann – denn hier zählt jede Minute“.