Klinikum Hanau zieht Bilanz: Schlaganfalllotsen-Projekt hilft Patienten zurück ins Leben
Hanau, 09. März 2021.Vor etwas mehr als zwei Jahren startete das Klinikum Hanau gemeinsam mit der Stadt Hanau und in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe die Hanauer ambulante Nachsorge nach Schlaganfall (HANNS). Als erstes Schlaganfalllotsen-Projekt in Hessen sollte das Nachsorgeprogramm Schlaganfallpatienten nach ihrem Krankenhausaufenthalt zurück ins Leben helfen und ihr Risiko für einen erneuten Schlaganfall oder Herzinfarkt vermindern. Nach rund zwei Jahren zieht Dr. med. Sven Thonke, Chefarzt der Klinik für Neurologie Bilanz: „Wir konnten bei den Teilnehmern eine deutliche Minimierung von Gefäßrisikofaktoren feststellen. Dazu zählen beispielsweise die Einstellung des Nikotinkonsums, die Normalisierung des Blutdrucks eine deutlich bessere Einstellung unserer Diabetespatienten und eine Normalisierung der Blutfettwerte. Auch die Notwendigkeit einer erneuten Krankenhausaufnahme und die Sterblichkeit waren innerhalb des Jahres nach Entlassung viel geringer als man es ohne die Nachbetreuung erwartet hätte. Nur ein Patient musste wegen einer vorübergehenden Schlaganfall-Symptomatik wieder ins Krankenhaus. Auch die Lebensqualität und das Ausmaß der Behinderungen waren nach einem Jahr erheblich besser als zu Beginn. Das macht uns sehr optimistisch, dass unsere Anstrengungen erfolgreich sind.“
Ziel ist es, den Patienten und Angehörigen nach der Entlassung die ambulante Nachsorge im Dschungel des Gesundheitssystems zu erleichtern, sie beispielsweise bei der Einhaltung der medikamentösen Behandlung und der Umsetzung eines gesünderen Lebensstils zu unterstützen, aber auch das Risiko zu vermindern, erneut einen Schlaganfall zu erleiden, einen Herzinfarkt zu bekommen oder an den Folgen zu sterben. „Das klappt, den ersten Auswertungen zufolge, gut und wir sind stolz, in Hanau ein solches Vorreiterprojekt ins Leben gerufen zu haben“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Die Auswertung stützt sich auf inzwischen 89 Patienten, die das Programm bereits abgeschlossen haben und deren Daten analysiert werden konnten. Jährlich können rund 100 Patienten in das Projekt aufgenommen werden – bei rund 1.000 Schlaganfallpatienten im Jahr entspricht das 10 Prozent. Deshalb müssen die möglichen Teilnehmer einige Voraussetzungen erfüllen. Wichtig ist beispielsweise, dass sie nicht weiter entfernt als 50 Kilometer wohnen, da die Lotsinnen die Patienten mindestens einmal zu Hause besuchen. Außerdem sollte der Patient telefonisch erreichbar sein, mehrere Risikofaktoren für einen Schlaganfall aufweisen und Kooperationsbereitschaft und Willen zur Anpassung des eigenen Lebensstils zeigen.
Die Patienten werden ein Jahr lang nach dem Krankenhausaufenthalt nachbetreut und auch in der Rehaklinik besucht. Alle drei Monate finden telefonische Gespräche bezüglich der vereinbarten Ziele statt. Das ist nicht für jeden Teilnehmer einfach durchzuziehen, fünf haben das Programm abgebrochen. Doch der größte Teil ist dabeigeblieben. „Ein Patient sagte uns, dass er es ohne unsere Unterstützung nie geschafft hätte mit dem Rauchen aufzuhören, ein anderer bedankte sich, dass er durch uns seine Erkrankung richtig kennen- und einschätzen gelernt hat“, berichten die Schlaganfalllotsinnen Catrin Uchtmann und Sabine Meister-Dittrich. Einziger Wermutstropfen: Die Gewichtsnormalisierung bei den übergewichtigen Patienten, konnte bisher nicht beeinflusst werden. „Alles in allem ist die Bilanz aber sehr positiv und wir hoffen, dass wir noch viele unserer Patienten mit unserem Nachsorgeprogramm unterstützen können“, sagt Thonke.
Der Erstkontakt zu potenziellen Teilnehmern findet bereits auf der Stroke Unit, einer speziellen Station für Schlaganfallpatienten, statt. Hier werden sie direkt von den Lotsinnen angesprochen und über das Programm informiert. Die Teilnahme ist freiwillig und für die Patienten kostenlos. Finanziert wird es durch das Klinikum und die Stadt Hanau. „Gerade in der aktuellen Zeit finde ich es unheimlich wichtig, dass wir unsere Patienten nicht alleine lassen. Neben der Pandemie gibt es zahlreiche Krankheitsbilder, die natürlich nicht einfach verschwinden und zu jeder Zeit behandlungsbedürftig sind. Dazu zählt auch der Schlaganfall. Das Projekt zeigt deutlich, was wir im Stande sind zu leisten, wenn das Gesundheitssystem hinter den Ärzten und Pflegekräften steht, die tagtäglich vollen Einsatz zeigen“, sagt Volkmar Bölke, Geschäftsführer des Klinikums.