Beste Versorgung für die Kleinsten: Klinikum Hanau macht am Welt-Frühgeborenen-Tag auf Risiken von Frühgeburten aufmerksam
Weil die Besonderheiten einer Frühgeburt und in der nachfolgenden Pflege der Kleinsten oft unterschätzt werden, fordern Experten eine gezieltere Versorgung
Rund 63.000 Kinder in Deutschland kommen jährlich als Frühchen auf die Welt –also vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche. Frühgeborene machen damit die größte Gruppe der Kinderpatienten in der Bundesrepublik aus. Die Kleinsten brauchen eine besondere Pflege und Versorgung, um eine bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten. Weil die vielfältigen Probleme einer Frühgeburt oft noch unterschätzt werden, machen jährlich am 17. November Elternvertreter, Kliniken und Fachkräfte in ganz Europa, Amerika, Afrika und Australien auf die Belange von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam. Auch das Eltern-Kind-Zentrum am Klinikum Hanau will in diesem Jahr wieder auf die Problematik aufmerksam machen und die Fragen der werdenden Eltern an diesem Tag beantworten. Von 10 – 14 Uhr werden die Neonatalbegleiterinnen des Hauses an einem Infostand im Foyer der Kinderklinik mit Material rund um die Frühgeburt für Gespräche zur Verfügung stehen und die Interessierten auch mit Kaffee und Kuchen versorgen.
Weltweit nimmt die Anzahl der Frühgeburten zu: Jährlich kommen zirka 15 Millionen Kinder zu früh auf die Welt. Im Klinikum Hanau werden jedes Jahr rund 1.500 Kinder geboren, 250 davon als Frühgeburt. Als gemeinsame Einrichtung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist das Eltern-Kind-Zentrum am Klinikum Hanau auch in besonderer Weise auf die Geburt und Versorgung von Frühchen ausgerichtet. Es verfügt als einzige Klinik im Main-Kinzig-Kreis über ein Perinatalzentrum der höchsten deutschen Versorgungsstufe (Level 1). „Viele Schwangere, die eine Frühgeburt erwarten, kommen auch aus den umliegenden Landkreisen in unser Eltern-Kind-Zentrum“, bestätigt PD Dr. med. Thomas Müller, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Es gibt in Deutschland vier Stufen der geburtshilflichen Versorgung“, erklärt Müller weiter. „Level 1 beinhaltet unter anderem eine Neugeborenen-Intensivstation vor Ort und die Fähigkeit, Extrem-Frühgeborene ab der Grenze der Lebensfähigkeit (24 Schwangerschaftswoche) zu versorgen. Das ist im Klinikum Hanau der Fall. Die Abstufungen reichen bis Level 4. Das sind dann Geburtskliniken ohne Kinderklinik am Haus und ohne ständig anwesenden Kinderarzt, die sich auf die Entbindung gesunder und reifer Einlinge beschränken müssten.“
Zur Vorbeugung von Früh- und auch Fehlgeburten zählt neben der ausführlichen ärztlichen Beratung und dem Verhalten in der Schwangerschaft auch das Einhalten von arbeitsschutzrechtlich geregelten Mutterschutzbestimmungen. Dies gilt vor allem für Berufe, in denen eine hohe körperliche Belastung vorliegt. „Je kürzer die Schwangerschaftsdauer ist, umso höher ist auch das Risiko für das Frühgeborene zu versterben und/ oder eine Entwicklungsstörung zu erleiden. Vor allem Frühgeburten mit einem Gewicht unter 1000 Gramm haben ein erhebliches Risiko zu versterben oder Entwicklungsstörungen unterschiedlichster Art zu erleiden“, erläutert Dr. med. Bernhard Bungert, ärztlicher Leiter der Neugeborenen-Intensivstation der Kinderklinik. Die Betreuung dieser Kinder erfordert deshalb ein interdisziplinäres, professionelles Team, das die Eltern früh in die Pflege und Versorgung der Kinder einbindet. Diese Aufgabe übernehmen am Klinikum Hanau u. a. spezialisierte Pflegekräfte, sogenannte Neonatalbegleiterinnen. Sie unterstützen die Eltern, beantworten offene Fragen und führen sie an bestimme Maßnahme heran, die eine gesunde Entwicklung fördern können: Das Känguruhen beispielsweise, bei dem das Kind auf der Brust der Mutter oder Vaters liegt, vermittelt durch den Hautkontakt Nähe und Wärme und steigert so die Überlebenschancen des Frühchens. Aber auch die konsequente Versorgung mit Muttermilch begünstigt ein gesundes Wachstum beugt Infektionen und Entwicklungsstörungen vor. Zusätzlich wurde die psychologische Betreuung der Frühgeborenen-Eltern etabliert.
Dass der Welt-Frühgeborenen-Tag jährlich am 17. November stattfinden sollte, wurde 2008 auf dem von der EFCNI (European Foundation for the Care of Newborn Infants) initiierten ersten Europäischen Elterngruppentreffen am 18. November 2008 in Rom festgelegt. Auf diesen Termin konnten sich alle Vertreter schnell einigen, da dieses Datum für einen der Stiftungsgründer eine ganz besondere Bedeutung hatte. Nach dem Verlust von Drillingsfrühchen im Dezember 2006 wurde er am 17. November 2008 Vater einer Tochter. So symbolisierte das Datum nach all dem zuvor erfahrenen Leid für die frischgebackenen Eltern Hoffnung und Glück – ein Gefühl, dass auch allen Eltern von frühgeborenen Kindern weltweit transportiert werden soll.